Schriesheim

Baden-Württemberg, DE

Wenn engagierte norddeutsche Kletterer auf der Fahrt nach Chamonix oder Ceüse mit sturem Blick gen Süden düsen, verschwenden sie kaum einen Gedanken an die Waldmugel, die die Autobahn kurz vor Heidelberg eine gute Viertelstunde lang linkerhand begleiten. Ähnlich geht es dem baiuwa­ rischen oder schwäbischen Auslandsbergfahrer, der schon die Cordillera Blanca oder die Wände des Yosemite vor dem inneren Auge, im Intercity nach Frankfurt vor sich hindöst. Was dem Liebhaber großer und kleiner Wände jedoch selbst im Halbschlaf auffallen dürfte, ist der große Schriesheimer Steinbruch, der sich über die Jahrzehnte auffällig in den Wald hineingefressen hat. Nachdem nach einem Brand 1967 der Abbau von Porphyr eingestellt wurde und der Steinbruch nun anderen Zwecken dienen konnte, begaben sich an den Wänden neben Eid­ echsen und Spinnengetier auch die ersten Kletterer auf Erkundungstour. Wo anderenorts noch viel Eisen verbaut wurde, übten sich die Freikletterpioniere Reinhard Karl, Richard Mühe und Thomas Nölter im Schriesheimer Steinbruch erfolgreich in neueren Formen des Kletterns. Ab dem Ende der 1970er Jahre wurden fleißig ehemalige Technorouten befreit. Im Herbst 1986 fand das mutere Treiben ein jähes Ende: Das Klettern im Steinbruch wurde verboten. Seit je her war der Bruch für die Naturschützer ein Sorgenkind. Schon 1919, als die sogenannten „Edelsteine“, eine Gruppe von Felstürmen, nach nur wenigen Jahren ihres Daseins als Naturdenkmal in den Steinbruch stürzten, ging es zwischen Naturschützern und den Porphyrwerken heiß her. Und als es dem Naturschutz mit dem Klettervolk zu bunt wurde, war er schon kampferprobt. Die diesbezüglich noch ahnungslose Kletterergemeinschaft sah ihr Betätigungsfeld dahinscheiden und gründete 1990 die „AG Schriesheimer Steinbruch“. Es war damals im Odenwald nicht anders wie überall, wenn es um Naturschutz und Klettern ging: Man wurde sich nicht einig. 10 Jahre dauerten die Verhandlungen, bis man schließlich eine für beide Seiten tragbare Lösung fand. Wer also findet, die Einhaltung von Klettereregelungen wäre etwas für Angepasste, der lasse sich kurz mal die Arbeit von 10 Jahren durch den Kopf gehen: die endlosen Verhandlungen, die zahllosen Ortstermine, die immer wieder modifizierten Vorschläge. Das heute gültige Kletterkonzept ermöglicht uns, den Steinbruch als Klettergebiet zu nutzen. Mit kleinen Einschränkungen, die uns wenig kosten im Vergleich zu der ursprünglich vorgesehenen Vollsperrung. Und die erzielte Lösung führte dann nicht nur dazu, dass wir unserem Hobby nachgehen können, sondern auch zu Ereignissen, die den Naturschutz und uns gleichermaßen freuten, wie die erste Wanderfalkenbrut im Jahr 2000. In den letzten Jahren ist es im Steinbruch erschließungstechnisch ruhig geworden, aber saniert wird immer noch fleißig. Kletternde finden bis in den 9. Grad ein breites Betätigungsfeld, für das sich ein Besuch des alten Porphyrabbaugebiets lohnt. Allein Highend Kletterer werden sich nach anderen Ausflugszielen umschauen müssen. Allen anderen bietet sich hingegen reichlich Betätigungsfeld im 5. bis 7. Grad mit viel leistiger Wandkletterei, mit Rissen und Verschneidungen die manchmal fast schon Dolomitenflair atmen. __Lage / Ausrichtung__ Der ehemalige Porphyr-Steinbruch liegt an der Strahlenburg östlich von Schriesheim. Die terrassen-förmig angeordneten Wände sind nach Westen ausgerichtet. Die Wände liegen geschützt, so dass auch an einem schönen Wintertag geklettert werden kann. Das Gestein trocknet nach Regen schnell wieder ab. __Zeitlich befristete Sperrung__ Je nach Falkenbrut wird der Bereich rechts der Brücknerkante zeitlich befristet abgesperrt und ist dann nicht kletterbar. Bitte unbedingt die entsprechen-den Absperrungen und Hinweisschilder beachten. __1 Ebene__ Da die Routen der ersten Ebene im Schatten liegen und länger feucht sind, klettert man hier besser nach heißen, trockenen Tagen. __2 Ebene__ Die Routen von Spargeltarzan bis Mürbe Kekse sind nicht saniert und am Wandfuß hat das Gebüsch gesiegt. Die eingewachsenen Routen laden nicht zum Klettern ein. Die Routen Bambule bis Schuppenwand sind zugewachsen. Anwärter sollten eine ordentliche Dschungelausrüstung im Rucksack haben.
CRAG STATISTICS
279
Routen
13545
meters climbed
645
Zlags
5c
average grade

J F M A M J J A S O N D

Family friendly
Safe
Rain safe
Parking
Slabs
Vertical
Overhanging
Exposition
388 m.
30 min.

GALLERY